Was ist eigentlich ein Corps?

Das sind wir heute

Gegenseitige Unterstützung im Studium

Die jungen Mitglieder der Corps, alle Studenten, unterstützen sich bis zum Studienabschluss gegenseitig. Sie bereiten sich zusammen auf gemeinsame Prüfungen vor und können dabei insbesondere von den Kenntnissen und Erfahrungen der Mitglieder aus höheren Semester und denen anderer Studienrichtungen profitieren. Aber auch Mitglieder, die ihr Studium bereits beendet haben und im Beruf stehen, die sogenannten „Alten Herren“, bieten wertvolle Unterstützung im Studium. Sie achten darauf, dass die jungen Mitglieder ihr Studium ernsthaft betreiben, sind auf gute Studienleistungen der jungen Studenten bedacht und geben Hilfestellung im Studium. Sie bieten Unterstützung bei der Wahl von Spezialisierungsfächern sowie bei der Suche nach Praktikumsplätzen.

Lernen von Organisation und Verantwortung

Mit dem Ziel der Persönlichkeitsbildung bieten Corps viele Möglichkeiten, sich spielerisch innerhalb der Corpsgemeinschaft durch die Ausführung von leitenden Positionen oder durch die Organisation von Veranstaltungen wichtige Soft-Skills anzueignen. Durch die Übertragung von Verantwortung an die studierenden Mitglieder werden diese zu selbständigen und verantwortungsbewusst handelnden Persönlichkeiten erzogen und somit die fachliche Ausbildung an den Universitäten ergänzt.

Weiterbildung durch verbandseigene Akademien für Führungsnachwuchs

In unserer verbandseigenen Akademie für Führungsnachwuchs, AWS und der Corps-Akademie, bieten wir unseren jungen Mitgliedern die Möglichkeit, Ihre Persönlichkeit zu trainieren. Klassische Seminare wie Rhetorik, Kreativität, Verhandlung, Moderation, Führung, Teamarbeit, Projektmanagement, Rhetoriktraining und Bewerbung haben das „learning by doing“ zum Motto. Sie ermöglichen Wege zur Selbsterfahrung und bieten Ihnen fachliches Know-how für’s Leben. Kompetente Trainer aus Hochschulen und der Wirtschaft vermitteln die Seminarinhalte abwechslungsreich durch Lehrgespräche, Vorträge, Übungen und Rollenspiele der Teilnehmer.

Aber wie sind wir eigentlich entstanden?
– Die Geschichte unseres Corps

Die Verbindung wurde am 16. November 1889 als Akademischer Radfahrer-Verein gegründet und am 9. Januar 1890 vom Direktorium der Großherzoglichen Technischen Hochschule zu Darmstadt genehmigt. In seinen Anfängen bekleidete Wilhelm von Opel das Amt des 2. Vorsitzenden und fuhr als leidenschaftlicher Radrennfahrer im Namen des Corps große Erfolge und etliche Preise ein. Da jedoch mit den Jahren das Ansehen von Radfahrvereinen in der Studentenschaft sank, wurde der ARV am 16. Januar 1893 in die Freischlagende Verbindung Franconia umgewandelt. Dieser wurde kurze Zeit später, im März 1893, von der Technischen Hochschule Darmstadt die Genehmigung ausgesprochen.

Etwa fünf Monate später, am 26. Juni 1893, nahm der Männerbund das Corpsprinzip an und wurde zum Corps Franconia umgewandelt. Am 11. Juli des gleichen Jahres wurde sie vom Darmstädter Senioren-Convent anerkannt und Pfingsten 1895 in den Weinheimer Senioren-Convent aufgenommen.

Das Verhältnis des Darmstädter SC und des Corps Franconia zur Darmstädter Studentenschaft war Ende des Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts schon „als günstig zu bezeichnen“ – im Gegensatz zu einigen anderen Hochschulstädten. In vielen Fällen bekleideten damals Mitglieder des Corps den Vorsitz und Ämter im Studentenausschuss. Laut dem Chronisten Hans Schüler besuchten auch Vertreter der Stadtverwaltung, hochrangige Militärs und Universitätsprofessoren die Veranstaltungen des SC und des Corps.

Restitution nach dem Ersten Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg stellte eine Zäsur im Corpsleben dar, zumal 12 Corpsmitglieder umkamen. Zum Gedenken errichteten die Aktiven und der Altherrenvereinigung des Wintersemesters 1920/1921 ein Ehrenmahl für die gefallenen Corpsmitglieder. Der Betrieb wurde im Wintersemester 1918/1919 wieder aufgenommen und das Corps restituierte am 13. Januar 1919.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg kam der Wunsch nach einem eigenen Corpshaus auf. Unter dem Namen Verein Alter Darmstädter Franken (VADaF) gründete sich endgültig am 15. Juli 1919 ein Hausbauverein, dessen Vorsitzender Wilhelm Opel war. 1920 wird er zum ersten Ehrenburschen des Corps ernannt. Gemeinsam mit seinem Neffen Hans stiftete er Ende der 1920er Jahre 60.000 Reichsmark und stellte in einem Darlehen weitere 50.000 RM dem Bau des Corpshauses zur Verfügung. Wie aus den Kassenberichten und Kontoauszügen ersichtlich, tätigte die Familie Opel (und auch später 1985 Klaus Mahn) regelmäßig freiwillige Zahlungen an das Corps, welche die durchschnittliche Beitragshöhe um ein Vielfaches übertrafen. Durch die von Wilhelm Opel eingegangenen Beitragsverpflichtungen (siehe Zitat), sicherte selbiger dem Corps Franconia seine lebenslange finanzielle Unterstützung zu.

Von der NS-Zeit bis heute

Im Jahr 1933 wurden Waffenstudenten aufgefordert, der SA und der SS beizutreten. Dem Beitritt des WSC in den politisierten Allgemeinen Deutschen Waffenring (ADW) geschuldet, erging die Anweisung gemäß der Arierbeschlüsse, dass Corpsmitglieder, die dem Arierparagraphen des NSDAP nicht entsprachen, aus dem Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Franken Corps entlassen werden sollten. Trotz freiwilligen Austrittsgesuchen der Betroffenen, akzeptierten die Darmstädter Franken dies nicht und versuchten für entsprechende Mitglieder bei den Behörden eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken – ohne Erfolg.

Das Conventsprinzip stand dem Führerprinzip entgegen, wodurch die Existenz der Korporationen gefährdet war, so auch die des Corps Franconia. Franconia war rege um die Einigkeit und aber auch um das Funktionieren der Verbindungen in ihrem jeweiligen staatlichen Umfeld bemüht. Vermehrt nahm der Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) korporierte Traditionen in Anspruch. Gegen diese Vereinnahmung und Gleichschaltung regte sich vielerorts Widerstand: Im Mai 1930 etwa erschien in der „Deutschen Corpszeitung“ eine eindringliche Warnung vor einem parteipolitischen Engagement im Allgemeinen und solchem für die NSDAP im Besonderen.

Auf einer Sitzung wurde einstimmig verneint, sich dem NSDStB als Kameradschaft zur Verfügung zu stellen. Unter dem Druck der Reichsstudentenführung kam es am 19. Oktober 1935 zur freiwilligen Suspension des Corps und der Selbstauflösung des WSC – als einzige Alternative, um der Gleichschaltung zu entgehen.

Wie alle Corps standen auch die Darmstädter Franken unter dem Druck der Gleichschaltung im Abwehrkampf gegen den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund. Der Verein Alter Darmstädter Franken e.V. blieb unter dem provisorischen Vorsitz von Arthur Tix trotz Einstellung des aktiven Betriebs des Corps bestehen, da dieser „sich in keinerlei Gegensatz zu Staat und den Parteiinstanzen sowie -organisationen gesetzt hat“.

Außer dem Corps Franconia hatten alle übrigen Darmstädter Corps ihre Häuser verkauft und so führte es unter schwierigen Bedingungen die Traditionen durch Veranstaltungen auf dem vermieteten Corpshaus fort. Ab 1939 wurden einige Räume des Corpshauses der Kameradschaft Kaspar (benannt nach dem Führer der Kameradschaft) zur Verfügung gestellt, zu der die Altherrenschaft Franconia in Verbindung stand. 1941 wurde die Kameradschaft in General Litzmann umbenannt. Die völlige Eingliederung der Mitglieder des Vereins Alter Darmstädter Franken e.V. und dessen Eigentums (das Corpshaus) in die NSDAP konnte durch die Anstrengungen von Corpsmitglied Dr. Georg Wilhelm Lotterhos verhindert werden, wie aus der Korrespondenz zwischen ihm und der Reichsstudentenführung (Amt NS-Altherrenbund, München) aus den Jahren 1943/1944 hervorgeht. Ohne die Vorsitzenden des VADaF wäre das Corps nach Meinung des Chronisten Dr. Peter Heß nicht mehr existent.

Mit dem Ende des Dritten Reiches löste sich die Kameradschaft auf und das Corps wurde am 18. September 1948 rekonstituiert. Mit der Genehmigung durch das Rektorat der Technischen Hochschule Darmstadt Ende August 1949 nahm die studentische Vereinigung Franconia ab dem Wintersemester 1949/1950 wieder aktiven Betrieb auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte die Aktivitas des Corps ca. 10-15 Mitglieder.

Seit 1949 führte das Corps Franconia seine Aktivität ununterbrochen fort. Die Presse und Vertreter der Politik und der Universität besuchen das Corps regelmäßig um Ihre Glückwünsche zur Beständigkeit zu überbringen.

Das Corps Franconia stellte 1970/1971 sowie 2016/2017 für jeweils ein Jahr den Vorsitz im Weinheimer Senioren-Convent. Durch die Bestrebungen des Corps Franconia wurde der WSC in der zweiten Amtszeit erstmalig für Corps aus nicht-deutschsprachigen Ländern geöffnet. Die Öffnung des WSC wurde als „Beschluss von grundsätzlicher Bedeutung“ im Comment des Weinheimer Senioren Conventes niedergeschrieben. „Die Öffnung für die Öffentlichkeit und andere Corpsverbände zähle zu den wichtigsten Themen der Tagung, so [Vorortsprecher] Hildebrand vor dem vollen Ratssaal.“, berichtet die Rhein-Neckar-Zeitung.

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